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Erlebnis am Bahnhof

15.11.2012, 21:54 Uhr

Vorgestern (13.11.2012) sprach mich am Bahnhof ein Mann an, und es folgten folgende wahre Begebenheiten. Ich wollte das einfach einmal loswerden! :D

Heute sprach mich am Bahnhof ein jüngerer Mann an und fragte, wann der Zug kommt. Das ist keine Besonderheit und darum antwortete ich auch wie selbstverständlich. Der Mann aber, und das erlebte ich nun wirklich das erste Mal, wollte tatsächlich ein Gespräch führen - und ich wusste nicht ganz, ob mich dieser Umstand beängstigen sollte oder nicht, war ich ihm doch ebenso fremd wie er mir und befanden wir uns doch in Gegenwart einiger weiterer Menschen. Kein Grund zur Sorge. Jedenfalls bemerkte der freundliche Mann, wie herrlich doch das Wetter sei, dafür, dass wir schon November hätten. Er war auch nicht betrunken, er wollte sich wirklich nur unterhalten und während mir das alles durch den Kopf ging, erzählte er, dass manche, die arbeiten, nun kaum etwas von der Sonne haben. Ich redete mit, sagte, dass das im Winter eben so ist und dass ich als Schüler gehe, wenn es dunkel ist und es, wenn ich nach Hause komme, wieder dunkel ist. Mein Gesprächspartner berichtete von einem Freund, der vier Wochen nur nachts im Büro gearbeitet und tagsüber geschlafen hätte. Danach habe man ihm das wohl angesehen, an seiner Hautfarbe! Das fand ich schon sehr extrem, fast unglaubwürdig. Aber es war mir auch egal, ob der Fremde sich all das ausdachte - aber warum sollte er das eigentlich tun?
Das Gespräch ging weiter und vom nächtlichen Büroarbeiter kamen wir zur - ihmzufolge - ungerechten Verteilung der Arbeit. Er benutzte immer wieder Formulierungen wie "Ich habe die These, dass..." oder "Meiner Meinung nach...", was einerseits den Gehalt der Unterhaltung zeigte, wodurch ich mich jedoch fragte, ob er sich darauf vorbereitet hatte, ob es eine Masche ist und er mir gleich Zeitungsabos aufschwatzen würde. Das tat er jedoch nicht. Ich bestätigte einige seiner Thesen, nickte, ich unterhielt mich mit ihm, als würde ich ihn kennen und hielt ihn aufgrund meiner Bedenken gleichzeitig auf Distanz. Außerdem war er immer noch fremd. War er das? Ich habe ihn doch gesehen, ich habe mit ihm sogar mehr geredet als mit vielen meiner Facebook-Kontakte, und mit denen teile ich mein Leben!
Er schien die Distanz bemerkt zu haben, vielleicht hatte sich das Gespräch aber auch von selbst weiterentwickelt, als er mich nach meinem Beruf fragte und eine Antwort später, was ich denn studieren wollte. Das war schon mehr, als der Normal-Fremde erfährt, aber was bringt ihm das Wissen denn? Nichts. Das Gespräch aber brachte uns eine Unterhaltung, die uns beiden Freude bereitete, es ist also kein Problem, etwas privateres zu erzählen. Meine Adresse würde der Mann natürlich nicht kriegen. Dieser empfahl mir, mich anschließend bei Blaupunkt zu bewerben, die bräuchten dringend Software-Entwickler. Das hatte er mich zuvor gefragt, mit welchem Schwerpunkt ich Informatik studieren wollte. Er hätte da nämlich mal ein Praktikum gemacht und ich bräuchte da nicht einmal eine Bewerbung schreiben, Anrufen würde völlig reichen. Das fand ich auch merkwürdig, redete der Mann nur, um zu reden, oder wusste er das wirklich?
Währenddessen waren wir bereits in den Zug eingestiegen und in verschiedene Richtungen gegangen. Er weiter nach vorne, ich nach hinten. Kurz überlegte ich, zu ihm zu gehen, ließ es dann aber. Da war er dann doch zu fremd und ich vom Gespräch zu verwirrt. Nach einigen Minuten kam er jedoch auch nach hinten und setzte sich in den Vierer vor mir. Vielleicht sollte ich ihm irgendeine Kontaktmöglichkeit geben, meine ICQ-Nummer oder so, denn er war schon ein guter Gesprächspartner, aber ich tat es nicht. Wir stiegen auch am gleichen Bahnhof aus, er lächelte mich an, als ich - wortlos - an ihm vorbeiging. Es war kein Lächeln, von dem man angewiedert ist, keines, das man lieber nicht gesehen haben will. Nur so ein nettes Hey-hau-rein-nettes-Gespräch-gewesen-Lächeln. Ich lächelte zurück, nickte und wir verließen den Zug und gingen in verschiedene Richtungen.

Wir hätten vielleicht gute Bekannte werden können, wir hätten auch im Zug weiterreden können, aber so kam es einfach nicht. Ich werde den netten fremden Mann garantiert nie wieder sehen und auch er wird mich und unsere Unterhaltung schon morgen vergessen haben. Aber sind solche Gespräche nicht ein toller Anfang, die Welt besser zu machen? Unverbindlich etwas plaudern, mit jemandem, der tatsächlich nichts über mich weiß und jemandem einfach durch ein Gespräch eine kleine Freude zu bereiten oder ihn nur kurz auf andere Gedanken zu bringen? Ich denke schon, sprecht mich an! ;-)

Kommentare

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Cool story, bro!
Haha :P

Banane9, 16.11.2012 um 14:23 Uhr